Seit Veröffentlichung der Pisa-Studie wissen wir: Deutschland gehört mit der Belegung des 20. bzw. 21. Ranges von 31 getesteten Ländern in Sachen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften zum letzten Drittel im Bildungsbereich. Seitdem ist im Land der "Dichter und Denker" eine Debatte über die Ursachen der schlechten Resultate und die Beseitigung der Missstände entbrannt.
Schulen bereiten nicht ausreichend auf Universität und Ausbildungsplatz vor, Universitäten bilden am Bedarf vorbei aus - und das in einem der teuersten Bildungssysteme der Welt. Im Kern dreht sich die Diskussion um zwei Fragen: Was muss Bildung angesichts der Kurzlebigkeit von Wissen im 21. Jahrhundert beinhalten und auf welchem Weg ist sie zu vermitteln?
Die Antworten, die die richtigen Inhalte und Mittel versprechen, sind gleichwohl komplexer und widersprüchlicher Natur. Ganztagsschulen, Eliteuniversitäten und Studiengebühren u.a. sollen den Weg aus der Bildungsmisere zeigen, wobei der Blick in die USA und in die Nachbarländer gelenkt wird, die weitaus weniger Probleme hatten, den Anforderungen der Pisa-Studie gerecht zu werden.
Evaluierungen wie die PISA-, Timms- und IGLU-Studie bereiteten den Boden der momentanen Auseinandersetzungen. Die Wurzeln aber reichen tiefer: Die Suche nach der idealen Bildung ist vermutlich so alt wie der Bildungsbegriff selbst. Von Leibnitz über Rousseau, von Pestalozzi zu Humboldt, von den preußischen Gymnasien zur klassischen deutschen Universität und von den 68ern zu den momentanen Vordenkern der Debatte gibt es eine anhaltende Diskussion darüber, wie der Mensch am besten seine Persönlichkeit, seine Kreativität und seine Urteils- und Kritikfähigkeit entwickelt, kurz, zum mündigen Bürger wird.
Trotzdem scheint die Debatte vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbruchsituation in Deutschland und der Welt so aktuell wie nie zuvor.
Wer, so müssen wir uns fragen, übernimmt in der modernen Single-Gesellschaft die traditionellen Erziehungsaufgaben der Familie? Und wie lange kann man im deutschen Sozialstaat im Hinblick auf die demographischen Probleme noch eine qualifizierte Bildung für alle gewährleisten? Wie lassen sich die im globalen Wettbewerb erforderlichen Eliten mit der Forderung nach Chancengleichheit für Alle in Einklang bringen? Wie lässt sich die zunehmende Speziali-sierung des Wissens mit der Vermittlung eines fundierten Allgemeinwissens und der Kommunikationsfähigkeit verbinden, die als eine der Schlüsselqualifikationen in der Dienstleistungsgesellschaft gilt? Was also sind dauerhafte Inhalte, die gleichzeitig flexibel an wechselnde Bedürfnisse angeglichen werden können? Welches Wissen ist nötig für das 21. Jahrhundert und was sind die für die Distribution am besten geeigneten Institutionen und Methoden?
Konzept und wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK
Veranstaltungsübersicht
13. Mai 2004 | Die andere Bildung oder: Was sagen uns die Naturwissenschaften? Prof. Dr. Ernst Peter Fischer, Universität Konstanz |
27. Mai 2004 |
Was (nicht) kommt und weh tut - Studiengebühren, Credits, Bachelor und Elite Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Daxner, Universität Oldenburg |
17. Juni 2004 |
Was kommt nach PISA - Lernen in der globalisierten Gesellschaft Prof. Dr. Ortwin Renn, Universität Stuttgart |
1. Juli 2004 |
Bildung im internationalen Vergleich |
8. Juli 2004 | Universitäten nach Bologna Ministerialdirigent Hans-Jürgen Müller-Arens, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg |
15. Juli 2004 | Wirtschaft und Bildung - keine Gegensätze mehr? Prof. Dr. Walter Ch. Zimmerli, Präsident der AutoUni Wolfsburg |
22. Juli 2004 | Abschlusspodium: Die Europäisierung der Hochschule mit Prof. Dr. Robert Hettlage, Universität Regensburg Dr. Ludger Hünnekens, Allianz-Stiftung München Christine Scholz, Berlin; Vorstandsmitglied des Freien Zusammenschlusses von StudentInnenschaften (FZS) Prof. Dr. Heide Ziegler, Präsidentin der International University Bruchsal |