Traumfabrik

Traumfabrik Schauburg

DAVID LYNCH! Alle 10 Kinofilme – Like a Dream…

Zur Entdeckung von surrealen Filmwelten, von realen Menschen und Gefühlen

Ein Filmemacher stirbt nie ganz – solange jedenfalls nicht, wie seine Filme gesehen werden und solange sie unsere Phantasie, Gedanken und Gefühle anregen. David Lynch hat mit der Technik der bewegten Bilder unser Bewusstsein künstlerisch und philosophisch konsequent und lustvoll weiterentwickelt: von den ersten experimentellen Schritten des jungen, eigenwilligen, hartnäckigen Kunststudenten mit „Eraserhead“ über „Blue Velvet“, den Prototyp des postmodernen Films, bis hin zu seiner Trilogie der Wege und Irrwege menschlichen Bewusstseins („Lost Highway“, Mulholland Drive“, „Inland Empire“). „Mindfuck“ (wie manche sagen) oder Metaphysik der Quanten-Ära? Zuletzt, in „Inland Empire“ und in „Twin Peaks“, fand er filmische Formen der Theoriebildung, menschlicher Selbstreflexion und der Widerspieglung der Tätigkeit des menschlichen Gehirns – im Zusammenspiel von Bildern und Intuition, von Kognition und Emotion.

Die Welt ist ein eigenartiger Platz, in dem Glück und Horror nahe beieinanderliegen. Die Momente des Horrors in Lynchs Filmwelten spiegeln sowohl naturgegebene Vorgänge wie auch technologische Entwicklungen wider, denen der Mensch gesellschaftlich und emotional sich immer weniger gewachsen fühlt. In die surrealen und zugleich sehr wirklichkeitsbezogenen Filmtraum-Welten des Allround-Künstlers Lynch kann man sich begeben, um die eigenen Emotionen und Kognitionen zu erleben und sich so selbst zu entdecken (intuitiv oder filmanalytisch) – und um in Bereiche vorzustoßen, vor denen die überhöhten Ansprüche der Wissenschaft auf die unangefochtene Autorität der reinen (oder der zynischen) Vernunft oft zurückschreckt. Die Filmkunst von David Lynch kann das und darf das: eindringen in Grenzbereiche von Quantenphysik, Mystik und Metaphysik, also in das Reich der kühnen Hypothesen, von denen auch unverbrauchte Generationen von (Film-)Künstlerinnen und Künstlern, von interdisziplinär und interkulturell aufgeschlossenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sich leiten lassen werden. Lynchs Filme werden zu epistemologischen Metaphern (Eco) der Technoimagination (Flusser), d.h. zu technisch-ästhetisch vermittelten Gedanken- und Gefühlsbildern.

Lynchs Filme regen Phantasie, Neugierde, Entdeckerfreude an und können der Menschheit in dieser armen, geplagten Welt vielleicht sogar ein wenig Hoffnung geben. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen: viel Vergnügen in den surreal anmutenden und doch sehr realen Filmwelten von David Lynch!

Das Programmheft als PDF

Begleitprogramm:

Seminar am FORUM, ab 22. April 2025 Die Filme von David Lynch: Wege durch Denkbilder und surreale Filmwelten (Dozent: Wolfgang Petroll)
AWWK-Kurs, ab 4. Juli 2025 Traumfabrik Filmseminar – Es lebe David Lynch! 6 ausgewählte Filme (Dozent: Wolfgang Petroll)

 

Programm der Filmreihe

Sonntag, 27. April 2025, 15 Uhr

Jon Nguyen, David Lynch: The Art Life

2016, 88 Min.
OmU, DCP
Regie: Jon Nguyen, Olivia Neergaard-Holm, Rick Barnes; Kamera: Jason Scheunemann; Musik: Jonatan Bengta. Mit David Lynch u.a.

 

Zur Einführung: Die Welt des David Lynch und die Kunst-Perspektive

 

Atelierbesuch in den Hollywood Hills: Vier Jahre lang besuchten die Filmemacher David Lynch, beobachteten ihn bei der Arbeit, nahmen Gespräche auf. Ein vom Stil seiner Bildwelten inspiriertes Porträt des Künstlers und seines Werdegangs: von einer glücklichen Kindheit in die postindustrielle Hölle, von Bildexperimenten zu Filmexperimenten und zurück. Ein tiefer Einblick in Bildsprache und Gedankenwelt von David Lynch.

Sonntag, 04. Mai 2025, 15 Uhr

Eraserhead

1977, 89 Min.
OmU, DCP. National Film Registry (Library of Congress)
Regie, Drehbuch, Produktion, Schnitt, Design, SFX: David Lynch; Kamera: Frederick Elmes; Musik & Sound: Alan Splet, David Lynch, Peter Ivers, Fats Waller. Mit Jack Nance, Charlotte Stewart, Judith Anna Roberts, Laurel Near, Jack Fisk u.a.

 

Das große Projekt: Avantgarde – Experiment – „Spiritual Movie“

 

Henry Spencer (Jack Nance) lebt in einer verrottenden postindustriellen Welt. Von den Eltern seiner Freundin überraschend zum Essen eingeladen, erfährt er, dass sie ein Kind bekommen hat: ein blutiges, deformiertes, bandagiertes Wesen. – Inspiriert von Kafkas „Verwandlung“  arbeitete Lynch mit enthusiastischen Freunden rund fünf Jahre an seiner surrealistischen  unabhängigen Eigenproduktion. Als Midnight Movie zum Kult geworden, für viele Filmkritiker heute der eindrucksvollste Debütfilm seit Orson Welles.

Sonntag, 11. Mai 2024, 15 Uhr

The Elephant Man

1980, 123 Min.
OmU, DCP. 8 Oscar-Nominierungen
Regie: David Lynch; Drehbuch: Christopher De Vore, Eric Bergren; Produktion: Jonathan Sanger, Mel Brooks; Kamera: Freddie Francis; Musik: John Morris. Mit Anthony Hopkins, John Hurt, Anne Bancroft, Freddie Jones, John Gielgud u.a.

 

Porträt eines Außenseiters (Wissenschaft, Gesellschaft, Menschlichkeit)

 

John Merrick, gezeichnet von schweren körperlichen Deformitäten, von Vater und Stiefmutter verstoßen, wurde von Schaustellern in Freak Shows ausgestellt. Als der Arzt Frederick Treves ihn kennenlernt, entdeckt er, dass der „Elefantenmensch“ ein empfindsames und intelligentes menschliches Wesen ist. – Für den Anthropologen Ashley Montagu eine Studie über Menschenwürde.

Sonntag, 18. Mai 2025, 15 Uhr

Dune

1984, 137 Min.
OV, 70 mm Breitwandformat
Regie, Drehbuch: David Lynch; Produktion: Raffaella & Dino De Laurentiis; Kamera: Freddie Francis; Musik: Toto, Brian Eno. Mit Kyle MacLachlan, Francesca Annis, Jürgen Prochnow, Kenneth McMillan, Sting, José Ferrer, Everett McGill, Sean Young, Patrick Stewart, Freddie Jones, Max von Sydow, Brad Dourif, Silvana Mangano, Alicia Witt u.a.

 

Epische SciFi Space-Opera, nach Frank Herbert: „Fear is the mind-killer“

 

Der Kampf um die Kontrolle des Universums mit psychogenen, bewusstseinserweiternden Substanzen und Techniken – Lynchs bildgewaltige, ideenreiche Erstverfilmung des Space-Epos von Frank Herbert eröffnete neue Perspektiven. Auch wenn der Film gnadenlos gekürzt wurde, fasziniert er durch seinen Einfallsreichtum in Konzept und Design, Darstellung und Regie.

Sonntag, 25. Mai 2025, 15 Uhr

Blue Velvet

1986, 116 Min.
OmU, DCP. Oscar-Nominierung: Beste Regie
Regie, Drehbuch: David Lynch; Kamera: Frederick Elmes; Musik: Angelo Badalamenti; Songs: Bobby Vinton, Roy Orbison. Mit Kyle MacLachlan, Isabella Rossellini, Dennis Hopper, Laura Dern, Hope Lange, George Dickerson, Dean Stockwell, Frances Bay u.a.

 

Durchbruch in die Postmoderne: Rotkehlchen im Neo Noir

 

Die heile Welt der weißen Zäune und gepflegten Vorgärten wird zunehmend brüchig, als Jeffrey ein abgeschnittenes Ohr findet. Zusammen mit Sandy (Laura Dern) versucht er das Rätsel zu lösen, lernt die traumatisierte Nachtclubsängerin Dorothy Valens (Isabella Rossellini) kennen und begegnet dem psychopathischen Frank Booth (Dennis Hopper). Der „Film über das, was verborgen ist – in einer Kleinstadt und in Menschen“ avancierte zu einem Schlüsselfilm der Postmoderne.

Sonntag, 01. Juni 2025, 15 Uhr

Wild at Heart

1990, 120 Min.
OmU, DCP. Palme d’or Cannes
Regie, Drehbuch: David Lynch, nach dem Roman von Barry Gifford; Kamera: Frederick Elmes; Musik: Angelo Badalamenti; Songs: Elvis Presley. Mit Nicolas Cage, Laura Dern, Willem Dafoe, Diane Ladd, Isabella Rossellini, Grace Zabriskie, Harry Dean Stanton, Sheryl Lee u.a.

 

Die böse Hexe, der Mann in der Schlangenlederjacke, und die große Liebe

 

Die wilde Liebesgeschichte von Sailor und Lula spielt sich im kriminellen Milieu von Cape Fear ab. Lulas intrigante Mutter versucht mit aller Gewalt, das Paar auseinanderzubringen. Lynch inszenierte, mit Anspielungen auf den amerikanischen Weihnachtskultfilm „The Wizard of Oz“, seine „wahrhaft moderne Liebesgeschichte in einer gewalttätigen Welt. Ein Film darüber, wie man Liebe in der Hölle findet.“ – Ein postmodernes Märchen für die Reagan-Ära.

Sonntag, 08. Juni 2025, 15 Uhr

Twin Peaks: Fire Walk with me

1992, 135 Min.
OmU, DCP
Regie: David Lynch; Drehbuch: David Lynch, Robert Engels; Kamera: Ron Garcia; Musik: Angelo Badalamenti. Mit Sheryl Lee, Ray Wise, David Bowie, David Lynch, Chris Isaak, Moira Kelly, Harry Dean Stanton, Kyle MacLachlan, Grace Zabriskie, Catherine Coulson u.a.

 

Neues Universum, reloaded: Fortsetzung der Kult-TV-Serie mit filmischen Mitteln

 

Nach der Absetzung seiner Kult-Fernsehserie „Twin Peaks“ wollte Lynch noch nicht Abschied nehmen von dem kleinen mysteriösen Ort im amerikanischen Nordwesten (die dritte Staffel konnte erst 2017 folgen). Der Film erzählt das Prequel, eine verzweifelte Geschichte über Missbrauch in einer gutbürgerlicher Kleinstadt-Familie – damals wie heute ein Tabu-Thema.

Sonntag, 15. Juni 2025, 15 Uhr

Lost Highway

1997, 135 Min.
OmU, DCP
Regie: David Lynch; Drehbuch: David Lynch, Barry Gifford; Kamera: Peter Deming; Musik: Angelo Badalamenti, Trent Reznor; Songs: David Bowie, Rammstein. Mit Bill Pullman, Patricia Arquette, Balthazar Getty, Robert Blake, Robert Loggia, Jack Nance u.a.

 

Neue Dimensionen: Nicht-lineare Erzählung, Gestaltwandler & andere Rätsel

 

Jazzmusiker Fred erhält mysteriöse Videos. Als er neben seiner ermordeten Frau Renée verhaftet wird, landet er in der Todeszelle. Doch am nächsten Morgen befindet sich dort an seiner Stelle der junge Mechaniker Pete, der, freigelassen, sich in Alice verliebt, die Renée zum Verwechseln ähnlich sieht. Ein Mystery-Drama über Eifersucht und innere Zerrissenheit, Denk- und Zeitschleifen, Mord und Video. – Der erste Teil von Lynchs Rätselfilm-Trilogie, die Varianten von Identitätswandel und Zeitschleifen erkundet.

Sonntag, 22. Juni 2025, 15 Uhr

The Straight Story

 

1999, 108 Min.
OmU, DCP. Oscar-Nominierung: Best Actor
Regie: David Lynch; Drehbuch: John Roach, Mary Sweeney; Kamera: Freddie Francis; Musik: Angelo Badalamenti. Mit Richard Farnsworth, Sissy Spacek, Harry Dean Stanton u.a.

 

Lineares Road Movie – Der Rasenmäher-Mann, oder: Wo ein Wille ist…

 

Eine geradlinige wahre Geschichte: Alvin Straight, ein alter Mann, will sich mit seinem sterbenden Bruder versöhnen, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Als einziges Transportmittel steht ihm sein alter Rasenmäher zur Verfügung. Er begibt er sich auf eine lange Reise, erlebt Rückschläge und erfährt Unterstützung.

Sonntag, 29. Juni 2025, 15 Uhr

Mulholland Drive

2001, 147 Min.
OmU, DCP. César: meilleur film étranger
Regie, Drehbuch: David Lynch; Kamera: Peter Deming; Musik: Angelo Badalamenti; Songs: Rebekah Del Rio, Connie Stevens, Linda Scott. Mit Naomi Watts, Laura Harring, Justin Theroux, Ann Miller, Robert Forster, Angelo Badalamenti, Monty Montgomery u.a.

 

Hollywood Innenwelten: Grabmal des unbekannten Starlets 

 

Voller Hoffnung auf eine Filmkarriere kommt Betty nach Hollywood. Zunächst scheint ihr Traum in Erfüllung zu gehen. Doch dann begegnet sie der nach einem Mordversuch traumatisierten Rita. Im Club Silencio versuchen sie das Rätsel zu lösen. – Karriereträume, Wege und Irrwege zweier Frauen in der Traumfabrik, die ihre alptraumhaften Seiten enthüllt. Lynch gab 10 „cues“ zur Entschlüsselung – eine Einladung zum genauen Hinsehen und Einfühlen in den Film.

Freitag, 04. Juli 2025, 17.30 Uhr

Filmseminar Traumfabrik: Sechs Filme von David Lynch – „…Like a Dream“

6 Filme an 6 Terminen, jeweils Fr 17:30-19 Uhr; Info / Anmeldung: www.awwk-karlsruhe.de
Siehe Begleitprogramm

Sonntag, 06. Juli 2025, 15 Uhr

Inland Empire

2006, 180 Min.
OmU, DCP. Best Experimental Film Nat. Society of Film Critics; Future Film Festival Digital Award Venedig
Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt: David Lynch. Mit Laura Dern, Jeremy Irons, Justin Theroux, Harry Dean Stanton, Karolina Gruszka, Peter J. Lucas, Krzysztof Majchrzak, Julia Ormond, Grace Zabriskie, Nae Yūki, Diane Ladd, William H. Macy, Laura Harring, Naomi Watts, Nastassja Kinski u.a.

 

Schauspielerin – Rolle – Figur: Verlorene Identität, Möbius-Film-Band, Quanten-Mystik?

 

Eine Schauspielerin im Labyrinth von Rollen und Identitäten, zusammengesetzt aus einer Collage von ineinander verflochtenen Erzählsträngen, die zusammenwachsen zu einer Geschichte über eine wechselvolle Filmproduktion. Fiktion, Phantasie und Wirklichkeit gehen ineinander über – Unabhängig produziertes Hand-Made-Movie: Lynchs letzter großer Rätselfilm für die große Leinwand des Kinos – ein Vermächtnis für Film Decodierer.

Änderungen sind nicht beabsichtigt, aber vorbehalten. Dauer der Filme in Min. kann abweichen.
OmU = engl. Original mit dt. Untertiteln; OV = engl. Originalfassung; 70mm = orig. Filmkopie; DCP = digitale Kopie

Die Vorstellungen finden statt im:
Filmtheater Schauburg
Marienstr. 16
76137 Karlsruhe

Eintritt: € 11,- / ermäßigt € 9,50 / Seminarteilnehmende € 7,-

Alle Filme mit Mikroeinführung von Wolfgang Petroll und Kinogespräch nach dem Film.
TRAUMFABRIK – die Filmreihe für Entdecker und solche, die es werden wollen. Kuratiert von Wolfgang Petroll und Herbert Born Eine Zusammenarbeit von: Filmtheater SCHAUBURG Karlsruhe, mit AWWK | Akademie für Wissenschaftliche Weiterbildung Karlsruhe Studium Generale. Forum Wissenschaft und Gesellschaft des KIT (FORUM), ehemals ZAK
Mit freundlicher Unterstützung der Georg-Fricker-Stiftung und von EUROPA CINEMAS Creative Europe MEDIA.