"Menschenrecht - (k)ein Recht für alle?"
Ausgehend von der Geschichte und der Entwicklung der Menschenrechte wird sich das Colloquium Fundamentale im WS 2004/05 unter dem Titel "Menschenrecht - (k)ein Recht für alle?" der derzeitigen Lage der Menschenrechte im In- und Ausland widmen, wobei sich Referenten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in Vorträgen und Diskussionen vor allem mit den Widersprüchen und Problemen auseinandersetzen sollen, die mit der Einhaltung und Durchsetzung der Menschenrechte im Zeitalter der Globalisierung und des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus verbunden sind.
Das Colloquium Fundamentale unter der Leitung von Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha ist eine der zentralen Vortragsreihen der Universität Karlsruhe (TH).
Die Aufzeichnungen der vergangenen Vorträge sind im digitalen Video- und Audioarchiv DIVA der UB Karlsruhe abgelegt.
Das Thema
Am 3. November 1793 wurde die französische Rechtsphilosophin, Schriftstellerin und Revolutionärin Olympe de Gouges in Paris auf der Guillotine hingerichtet. In der Urteilsbegründung wurde ihr "ein Anschlag auf die Souveränität" vorgeworfen. Eines ihrer "Vergehen": 1791 verfasste sie in Analogie zur Menschenrechtserklärung von 1789 die "Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne" - die "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" - in der sie völlige Gleichberechtigung der Geschlechter forderte. Das Unfassbare: Jene, die über sie "Recht" sprachen waren selber Revolutionäre, dieselben, deren Ruf nach "Egalité, liberté, fraternité" zu jener Zeit die Mächtigen in Europa erzittern lies und der bis heute weltweit nachhallt. An diesem Beispiel wurde bereits deutlich, was bis in unsere Tage charakteristisch geblieben ist: Die Geschichte der Menschenrechte ist vor allem eines - Eine Geschichte der Widersprüche.
1948, noch unter dem Eindruck des Holocaust, von Hiroshima und Nagasaki wurde die "Deklaration der Menschenrechte" verabschiedet. 1993 bekräftigten alle 171 an der Wiener Menschenrechtskonferenz teilnehmenden Staaten erneut die Universalität der Menschenrechte. Die Menschenrechte sind an zentraler Stelle in vielen Verfassungen verankert, ihre Wichtigkeit wird zunehmend akzeptiert - und trotzdem kommt es selbst in Staaten, die sich zu ihnen bekennen immer wieder zu Verstößen gegen diese Konventionen.
Die Anschläge vom 11. September 2001 machen in diesem Zusammenhang deutlich, dass angesichts eines weltweit agierenden, menschenverachtenden Terrorismus die Menschenrechtspolitik der westlichen Industriestaaten vor neuen Herausforderungen steht. Menschenrechtspolitik wird im Zeitalter der Globalisierung und Medialisierung zur komplexen Querschnittsaufgabe, die die außen- und sicherheitspolitischen, wirtschafts- und entwicklungspolitischen sowie innen- und rechtspolitischen Aspekte zur selben Zeit beachten und zu einander ins Verhältnis setzen muss.
Der 11. September 2001 hat aber zugleich die Kulturgebundenheit des Menschenrechts-verständnisses deutlich gemacht: Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen, das Verhältnis zum einzelnen Menschen und nicht zuletzt die Rolle der Frau in islamischen Ländern sind Themen, denen Nationen etwa im Nahen Osten anders begegnen, als der Westen. Eine der großen Herausforderungen für die westlichen Industrieländer im 21. Jahrhundert wird daher sein, jenseits von Bündnissen und nationalen Interessen eine einheitliche und stringente Position für die Einhaltung der Menschenrechte und ihre Durchsetzung zu beziehen, nicht zuletzt, um damit auch dem weltweiten Terrorismus wirksam zu begegnen.
Ausgehend von der Geschichte und der Entwicklung der Menschenrechte wird sich das Colloquium Fundamentale im WS 2004/05 unter dem Titel "Menschenrecht - (k)ein Recht für alle?" der derzeitigen Lage der Menschenrechte im In- und Ausland widmen, wobei sich Referenten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in Vorträgen und Diskussionen vor allem mit den Widersprüchen und Problemen auseinandersetzen sollen, die mit der Einhaltung und Durchsetzung der Menschenrechte im Zeitalter der Globalisierung und des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus verbunden sind.
Konzept und wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK
Videoaufzeichnungen der Veranstaltungen.
Das Programm
28. Oktober 2004 - 11. November 2004 |
Ausstellung "Mit den Augen des Anderen"
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4. November 2004 |
Internationales Forum
Felicia Langer, Tübingen,
Der Vortrag kann im Videoarchiv der Universitätsbibliothek abgerufen werden. |
11. November 2004 |
Die Geschichte der Menschenrechte
18:00 Uhr im NTI- Hörsaal (Geb.30.10) |
25. November 2004 |
Die aktuelle Lage der Menschenrechte im In- und Ausland
18:00 Uhr im NTI- Hörsaal (Geb.30.10) |
9. Dezember 2004 |
Gespräch
Klaus Stoltenberg
18:00 Uhr im NTI- Hörsaal (Geb.30.10) |
16. Dezember 2004
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18:00 Uhr im NTI- Hörsaal (Geb.30.10) |
20. Januar 2005
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Strapazierte Beziehungen? Politik und Menschenrechte im Zeitalter der Globalisierung
Isabelle Tannous |
3. Februar 2005 |
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17. Februar 2005 |
Abschlusspodium
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger angefragt
Dr. phil. habil. Wolfgang Heinz
Prof. Dr. Hans Lenk |